Schottische Spezialitäten – oder warum man von Wackelpudding Bauchschmerzen bekommt

Liebes Reisetagebuch, heute habe ich Dir einiges zu erzählen. Weißt Du, es ist manchmal gut, wenn man so wie Du nichts zu Essen braucht und wenn man immer gut beschützt im Wohnmobil bleiben kann. Wir Menschen und Hunde haben da so unsere Probleme.

Dabei fängt der Tag eigentlich ganz harmlos an. Es regnet mal wieder und ausnahmsweise auch so heftig, dass man kaum zur Dusche gehen kann. Ich sage Dir liebes Tagebuch, sei bloß froh dass Du nie Duschen oder zur Toilette musst. Aber so ein Regentag hat auch einen Vorteil: man braucht sich keinen Stress über die Planung von Unternehmung zu machen – es geht ja eh nix.

Also greift der übliche Plan B und wir fallen im ‚Morrisons‘ ein. Ätsch liebes Tagebuch, das kannst Du nicht! So ein Supermarkt hat seinen eigenen Reiz und ist in jedem Land anders. Hier findet man regionale Spezialitäten (Porridge, Plumpudding, Steak Pies) ganz friedlich neben internationalen Speisen aus Indien, Asien, Italien. In jedem Regal gibt es etwas zu bestaunen und seien es auch nur die drei Regalmeter Thunfisch in allen denkbaren Variationen. Selbst auf den ersten Blick vertraute Dinge (Kellogs) sind auf den zweiten Blick anders: Müsliriegel mit Zuckerguß auf der Verpackung? Wir sparen uns das Lesen der Zutaten, wissen wir doch, dass alles Süße im Ausland grundsätzlich viiieeel süßer ist als bei uns und schauen und staunen weiter.

Nebenbei erledigen wir den Einkauf für heute. Und dass wir das Salatbuffet entdecken ist ein echter Glücksgriff. Etwa 20 Sorten fertig zubereitete Salate mit Nudeln, Reis, Kartoffeln, Sellerie, Möhren und jeweils unterschiedlichen weiteren Zutaten zur freien Auswahl, jede kleine Portion kostet nur 1,50 und man kann beliebig mischen. Jeder stellt sich seinen Salat zusammen, dazu noch vier Putenschnitzel und so macht das Abendessen wenig Arbeit und wird sicher lecker.

Dann entdecken wir noch den Wackelpudding. Es gibt sechs verschiedene Sorten und wir müssen sie alle haben. Weißt Du, liebes Tagebuch, so ist das eben bei den Menschen: wenn man hungrig einkaufen geht muss man alles haben was man sieht. Und wenn man sich zwischen sechs Sorten für vier entscheiden soll nimmt man eben alle sechs.

Nur Brot gibt es keins. Na und, fahren wir halt noch mal hundert Meter weiter zum Lidl. Aber da gibt es auch keine Brötchen zum Aufbacken mehr und so werden es dann doch die Schottischen Brötchen – und backen kann man die auch noch mal wenn man will.

Das Dumme beim Einkaufen ist aber, dass man auch alles bezahlen muss. Na ja und da ist eben auch mal etwas dazwischen, das etwas teurer ist. Liebes Tagebuch, weißt Du wie gut ein richtiger Single Malt Whisky schmeckt? Ach nein, das kannst Du ja gar nicht wissen, aber ich weiß es und so kann ich beim Sonderangebot 10 Jahre alter ‚Aberlour‘ für 19 statt 27 Pfund nicht widerstehen. Der zergeht mir auch gerade beim Schreiben dieser Zeilen auf der Zunge. Am Ende stehen über 50 Pfund auf der Rechnung. Aber immerhin gibt es heute einen Sonderrabatt: bei einem Einkauf über 40 Pfund bekommt man an der Morrisons – Tankstelle 6 Pence Rabatt pro Liter – und wir müssen ja sowieso gerade tanken. So bekommen wir 2,31 wieder zurück :-).

West Higland Center

Ob es hier Campingartikel gibt?

Auf dem Weg zum nächsten Ziel kommen wir noch am West Highland Center vorbei. Hier gibt es bestimmt auch Campingartikel und wir haben ja unsere Einstiegs-Trittstufe vergessen und den Wassertank-Deckel verloren. Also nichts wie rein. Aber liebes Tagebuch: Irren ist menschlich. Hätten wir doch mal das Schild richtig gelesen. Du hast das sicher vorher gewusst aber wir sind voll in die Falle getappt. Der Laden ist voller toller Sachen, aber weit und breit nicht ein einziger Campingartikel. Kilts gibt es hier und dazu passende Socken, Hemden, Gürtel, Schals und wer weiß was noch alles. Tolle CDs mit Dudelsackmusik oder mit Dudelsackmusik und Orchester oder mit Dudelsackmusik und Harfe oder mit Dudesackmusik und Trommeln. Und zur Abwechslung kann man natürlich auch DVS kaufen mit… Dudelsackmusik und Burgen, Dudelsachmusik Live, Dudelsackmusik… aber lassen wir das, das führt nie zu einem Ende.

Zum Glück gibt es ja noch andere Artikel, z.B. eine Stoff-Nessie mit… Dudelsackmusik. Oder T-Shirts mit… hah, reingelegt, ohne Dudelsackmusik aber mit schottischen Motiven. Liebes Tagebuch, sei froh dass Du nie in so einen Laden geraten kannst. Du wirst arm dabei und bereust es nicht einmal.

Dann aber endlich geht es weiter. Wir wollen ja noch zum Loch Ness (aber noch nicht nach Drumnadrochit, das kommt morgen), und unterwegs noch zwei Wasserfälle ansehen. Der erste ist ein Reinfall, weil er gar nicht zu finden ist. Er ist auf unserer Straßenkarte eingezeichnet, aber es gibt nicht einmal den Ort, bei dem er zu finden sein soll. Die einzige Straße führt von Spean Bridge über Roy Bridge nach Roughburn. Dazwischen soll es die Monassie Falls beim Ort Aelileanbrach geben (als ich noch keinen Whisky getrunken hatte konnte ich die nicht aussprechen, jetzt…). Wir fahren einmal hin und einmal zurück, weder der Ort noch die Wasserfälle sind irgendwie ausgeschildert oder zu sehen. Es gibt nicht mal eine Abzweigung von der Straße. So entscheiden wir uns für einen kurzen Abstecher zur ‚Ice Age formed Landscape‘ im Glen Roy, so steht es jedenfalls auf dem Hinweisschild in Roy Bridge. Die Straße ist eine Single Track Road, maximale Breite 7 Fuß 6 Zoll. Gisela scheint das zu knapp, also parken wir vorher und laufen, es sind ja nur drei Meilen.

Nach 300m fängt es an zu regnen. Wir haben Regenjacken an, aber die Hunde nicht und so stellen wir uns unter einen Baum, kommen mit trocken Hunden über den kurzen Schauer und entscheiden uns für den Rückzug. Aber wir haben die Rechnung ohne den Wetterregler gemacht. Kaum 100m zurück, fängt es wieder an. Schließlich sind die Hunde doch nass als wir am Wohnmobil ankommen. An einem Shop beim Parkplatz erfahre ich noch, dass man die Wasserfälle findet, wenn man unterwegs beim Hotel parkt, über die Straße geht, den Hang hinunter und da sollen sie dann schon sein – wir verzichten auf die Suche und fahren lieber weiter zum zweiten Wasserall. Der liegt schon am Loch Ness, in Invermoriston. Die Falls of Moriston sind auch in unserer Straßenkarte eingetragen und wir fürchten schon, dass es auch die nicht gibt.

Wasserfall

Wasserfall ohne Namen am Loch Lochry

Unterwegs dann der Trost für den in der Karte eingetragenen aber unauffindbaren Wasserfall: wir halten für einen Fotostopp am Loch Lochy (kein Tippfehler) und sehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite… einen Wasserfall.

Ein weiterer kurzer Stopp an einem der ‚Historical Scotland‘ Ziele. Die Bridge of Oich ist die älteste schottische Hängebrücke und einen kurzen Halt allemal wert. Sie ist nur etwa 20m lang und führt heutzutage nur noch zu einem privaten Anwesen.

Falls of Moriston

Falls of Moriston

In Invermoriston dann die gr0ße Überraschung: es gibt nicht nur die Falls of Moriston, sondern sogar einen Parkplatz und von dort einen Weg zu den Wasserfällen. Die sind ganz anders als die Steall Falls: Der Moriston fließt hier über Stromschnellen und bildet flache aber nicht weniger interessante Wasserfälle. Der Weg durch den Wald ist kurz, nach nur 200m haben wir das Ziel schon erreicht.

Ebenso kurz der Rückweg, auch wenn wir nicht den selben Weg nehmen, sondern dem Pfad für weitere 400m folgen und in einer Schleife zum Parkplatz zurückgehen.

Loch Ness

Romana am Loch Ness

Nessie

Nessie

Dann noch rasch zum Campingplatz direkt am Ufer des Loch Ness. Wir fürchten das schlimmste: 6 Sterne, am Loch Ness, Stellplätze mit direktem Blick auf das Loch. Das wird teuer! Mit 26 Pfund ist es aber dann doch OK und so genießen wir den Blick auf das wohl bekannteste schottische Loch. Und dann liebes Tagebuch, sehen wir sogar Nessie! Sie sitzt am Loch auf einem Stein und … spielt Dudelsack, was sonst.

Jelli-Pudding

Jelli-Pudding macht Bauchschmerzen

Und dann liebes Tagebuch, dann hast Du ja alles live miterlebt, aber erzählt bloß nichts weiter! Unser Abendessen mit Putenschnitzel und selbst ausgesuchten und zusammengestellten Salaten. Lecker! Und dann erst die Nachspeise, alle freuen sich auf die leckeren Wackelpuddings. Da wir sechs Sorten haben und jeder neugierig ist, kommen die Becher auf dem Tisch in die Mitte und jeder hat einen Löffel. Die ersten Versuche, Becher weiterreichen, nächster Versuch – dann gibt es kein Halten mehr. ‚Iiihh sind die süß‘, ‚das ist ja Chemie pur‘, ‚meiner schmeckt nach Kloreiniger‘ (nein liebes Tagebuch, ich weiß nicht woher jemand weiß wie Kloreiniger schmeckt). ‚Gibt das bloß nicht Mara‘, Sven bekommt einen Schluckauf, Gisela Bauchschmerzen vor Lachen, neben uns kommt eine Wohnmobil mit einer deutschen Familie an. ‚Lacht nicht so laut, die schlafen schon‘, aber die Geschichten was man mit diesen Puddings machen kann werden immer wilder und als Saskia mit einem Strohhalm Bohrproben nimmt gibt es kein Halten mehr. Jetzt haben alle Bauchweh!

Mit einem guten Schluck Whisky zur Beruhigung der Lachmuskelnerven klingt der Abend aus. Aber wir haben viel gelernt und sind bereit für die Königin aller Touri-Nepp-Fallen: Drumnadrochit, das von Nessie gegründete Einkaufszentrum am Loch Ness, das allen Nessie-Nachkommen auf ewige Zeiten ein gesichertes Einkommen verspricht.

 

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5 Antworten zu Schottische Spezialitäten – oder warum man von Wackelpudding Bauchschmerzen bekommt

  1. Burkhard sagt:

    Oh, was fürn leggeres Gedräng unn so schön ölich, das wermd ganz doll den Hals un bezeidigt, hicks, alle Schemi imm Bauch, ekal ob Gloreinicher oder sons was.
    Un nachem zweiden Klas gann ich ssokar dass Urmel aussem Seeloch sen, heiss toch Urmel, hicks, oder nich?
    Un wennse den Waggelbuding damit giest, kannse wahrscheinlich drei Wochen mit den kansen Prei heizen oder Seen, äh Lochs, äh Löcher inner Ramona, äh Romana, Rosanna damit su machen, hicks.
    Scoll!

  2. Bernhard sagt:

    Hi ihr glodeckels, wenn ihr noch mal in urlaub fahrt ohne mir bescheid zu geben, holt euch die nessi!
    und dann noch so ein lustiger block und ich weiß nix davon…

    @Bu: wusste gar nich, dass du so lustig schreiben kannst, mußwohl am vollsuff gelegen haben 🙂

    @Marvin: die roode faab is doch nich originol odä? dat is signolfaarb von …äh…einsatzfahrzeugn nach paragraaf 0 8 13 odä wars 15 – egol, dat is verboden, dat gibt ägä.

    best wishes from good old eitelborn

    • Bernhard sagt:

      was heißt denn „deine nachricht muß noch moderiert werden“ ..neumodisches zeugs hier und dann noch aufm kleinen tablet-pc rumtippeln, nicht so einfach fur jemanden, der schon 2 tage erwachsen ist.

      • admin sagt:

        wenn Du wüsstest welcher Müll als Kommentar eingereicht wird… ich das habe daher so eingestellt, dss der erste Beitrag von mit zugelassen werden nuss und alle weiteren von der selben Perosn ohne vorherige Begutachtung akzeptiert werden.

  3. admin sagt:

    Wir haben es überlebt und sogar Gisela konnte nach drei mal Wackelchemie noch fahren.

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