Den Midges kannst Du entkommen – Nessie kriegt Dich überall

Am Morgen schwirren Wolken von Midges um unser Wohnmobil. Für die Schottland-Unkundigen: Midges sind winzige Stechmücken, die durch jedes normale Mückenschutz-Gitter durchpassen. Ihre mangelnde Größe machen sie durch eine gesteigerte Anzahl mehr als wett. Es hilft nichts, wir können hier nicht bleiben und frühstücken – dann werden wir zum Frühstück der Midges. Unser Avon ‚Skin so soft‘ hilft gegen die Stiche, die Midges sind so kurz nach der Landung tot, dass sie nicht mehr stechen können. Aber man spürt jede Landung und wenn 2 – 3 Midges pro Sekunde irgendwo auf Dir landen ist das mehr als lästig.

Also werden die Sachen gepackt und auf geht’s nach Invermoriston, wo wir bereits gestern Abend noch die Wasserfälle besichtigt hatten. Der Pakrplatz dort ist groß und eben, dort parken wir jetzt wieder und genießen unser Frühstück.  Ein paar Midges gibt es hier auch, aber es hält sich in Grenzen.

Wasserfall Moriston

noch ein Wasserfall

Nach dem Frühstück folgt der morgendliche Hundespaziergang. Wir gehen diesmal am Moriston über die Brücke statt zu den Wasserfällen. Vor der Brücke führt ein Weg zur ‚Old Bridge‘, die wir gestern schon im Vorbeifahren gesehen haben. Und direkt bei der Brücke gibt es nochmals Wasserfälle und sogar noch wilder als die zu denen uns gestern die Wegweiser geführt haben.

Urquhart Castle

Urquhart Castle

Dann aber endlich der Start zu unserem heutigen Tagesziel: zuerst Urquhart Castle (eines der ‚Historic Scotland‘-Reihe, für die unsere Flatrate gilt) und danach Drumnadrochit (das übrigens auch mit altem Gälischen Namen Druim na Droichaid heißt). Wir sind ganz überrascht, als wir am Castel ankommen und dort gerade erst geöffnet wird. Es ist tatsächlich erst 9:30 Uhr und wir haben gefrühstückt, waren mit den Hunden gar nicht mal so kurz unterwegs und sind schon 20km gefahren. Aber es ist gut, dass wir so früh sind, denn später treffen Busladungen von Besuchern ein, aber wir haben das Castle erst mal eine Weile fast für uns.

Mit dem gesparten Eintritt von 7,40 Pfund pro Person fehlt uns jetzt nur noch eine ähnlich teure Besichtigung, dann ist das für die ‚Historic Scotland‘-Karte bezahlte Geld abgearbeitet.

Urquhart Castle bei Regen

Urquhart Castle bei Regen

Aber 7 Pfund hätten sich auch sonst gelohnt. Die Besichtigung beginnt mit einer Video-Vorführung zur Geschichte der Burg und am Schluss öffnet sich der Vorhang und hinter den deckenhohen Fenstern des ‚Kinos‘ liegt die Burg im strahlenden Sonnenschein vor uns. GENIAL!

Während unseres Rundgangs haben wir dreimal wechselndes Wetter mit Regen und Sonne. Aprilwetter ist nichts dagegen. Und auch hier sind Midges überall. Schließlich ziehen wir uns in den Shop zurück und nutzen die erste Touri-Falle für diesen Tag.

Drumnadrochit

magische Anziehungskraft

Danach folgt endlich die Erfüllung aller Urlaubsträume für Sven: Drumnadrochit, die Heimat von Nessie. Und dann folgt erst mal der Schock: der Ort sieht wie ein ganz normaler Ort aus. Keine Fußballplatz-großen Parkplätze voller Reisebusse, keine Einkaufsmeile mit dutzenden von Andenkenläden, keine Nessie direkt neben dem Ortsschild. Sven ist schwer enttäuscht. Aber nach und nach bessert es sich. Direkt gegenüber des Parkplatzes der erste Andenkenladen. Und von dort aus schon zu sehen: das Loch Ness Visitor Center und das Nessieland.

Sven bei Nessie

Sven ist glücklich!

Sven erholt sich langsam von seinem Schock und wir ziehen von Laden zu Laden.

 

 

 

Nessie

Nessie lebt!

Wir haben gewettet: maximal 25% der Postkarten haben Nessie-Motive und es gibt 100 verschiedene Nessi-Figuren. Sven hat auf 50% Postkarten und 200 Nessie-Figuren getippt. Gewonnen haben beide: Karten mit Nessie gibt es so gut wie keine, höchstens 10 verschiedene Motive, aber wir zählen erst gar nicht. Wir zählen  auch die Nessie-Figuren nicht, aber es sind mindesten 200. Unglaublich, was man mit Nessie alles machen kann. Plüschtiere in dutzenden Formen, Farben und Größen, Nessies aus Glas, aus Keramik, Nessies als Flaschenöffner, Spardosen, Seife, Schokoriegel, Lollies, Whisky-Flaschen in Nessie-Form, Schneekugeln mit Nessie drin, Schlüsselanhänger (kommen später noch mal dran) und und und und. Keine Scheußlichkeit haben die Schotten ausgelassen, und vermutlich haben ihnen die Chinesen kräftig geholfen. Aber damit nicht genug. Nessies gibt es auch als Motiv auf jedem nur denkbaren Gegenstand: auf Tassen, Tellern, Besteckgriffen, T-Shirts, Mützen, Schals, Schnapsgläsern, Früchstücksbrettchen, Teekannen, Stickern, Schlüsselanhängern und natürlich gibt es von der ‚Only true Nessie-Story‘ bis zum Kinderbuch jede denkbare Literatur über Nessie.

Aber sowohl das Loch Ness Visitor Center als auch das Nessieland kosten zwischen 6 und 7 Pfund Eintritt und dafür ist uns unser Geld zu schade. Wir geben es lieber für sinnvolle Dinge aus: Whisky Fudge und Vanilla Fudge, Orangenmarmelade mit Whisky, Nessie-Aufkleber, eine Nessie-Figur, Loch-Ness-Sweatshirt. Aber Sven hat immer noch keinen Kilt.

Fiddlers

Fiddlers – Scotlands best Malt Whisky Bar

Wir entkommen dem Nessie-Wahn inklusive Tea and Cake bei Fiddlers (laut Aushang bereits 4 mal zur besten Whisky-Bar in Schottland gewählt) für unter 80 Pfund. Superguter Tee, für Saskia eine heiße Schokolade (ich habe noch nie gesehen, dass man da Marsh-Mellows reinmacht, aber die Schotten haben da wohl ein besonderes Rezept), vier verschiedene Kuchen – alle lecker. Dann ziehen wir weiter nach Rosemarkie am Moray Firth. Unser Navi führt uns auf einem großen Umweg fast bis nach Cromarty. Ich will abkürzen, aber unsere Karte ist halt auch nicht so supergenau und so fahren wir eine Straße zu früh ab und die Abkürzung führt uns 15 km auf engen Straßen durch die schottischen Felder, selbt das entgegenkommende Fahrrad passt nicht vorbei und als der Trecker über die gesamte Straßenbreite entgegenkommt, ist Sven begeister und Gisela auch. Die Abkürzung führt dann zu der selben Straße, die wir vorhin schon gefahren sind. Nun ja, gestern hat uns Gisela umsonst eine Stunde durch Fort Willam laufen lassen, heute schicke ich uns 15 Minuten mit dem Wohnmobil auf Entdeckungsreise – ich denke damit sind wir quitt und nun ist Sven dran mit einer guten Idee für Abkürzungen oder Ähnliches.

In Rosemarkie wollen wir morgen unser Glück versuchen und stundenlang aufs Meer schauen. Hier kann man nahezu jeden Tag bei Flut Delphine sehen, die in der schmalsten Stelle des Moray Firth nahe genug am Land vorbeiziehen, um sie ohne Bootsfahrt vom Land aus beobachten zu können. Am Abend gehen wir schon mal zum Leuchtturm, etwa 10 Minuten zu Fuß vom Campingplatz aus. Dort gibt es auch einen Parkplatz und da fahren wir morgen früh hin und hoffen auf ein paar Delphine, die uns und vor Allem Saskia den Gefallen tun, und sich nahe am Land zeigen.

Vorher muss aber der Abwasch erledigt werden. Wie immer sind Gisela und Sven an der Reihe. Und wieder gab es Nudeln zum Abendessen und wieder gibt es Problme mit dem Wäschetrockner bzw. dem Abwasch. Zwar wirft Gisela diesmal die Nudeln nicht in den Trockner, aber nur, weil sie ihn nicht findet sondern für eine Waschmaschine hält. Aber warum gibt es in dem einen Spülbecken keinen Kunststoffeinsatz für den Abwasch? Kurzerhand wird er aus dem Nachbarbecken genommen und nach zwei gespülten Bechern klärt ein kurzer Blick auf das Schild über dem Becken die Sachlage: Laundry only – no dish washing. Also doch lieber das richtige Spülbecken nehmen – aber die Nudeln schwimmen schon im Wäschebecken. Aber wer weiß: vielleicht heißt laundry übersetzt ja auch Nudel??

 

 

 

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Eine Antwort zu Den Midges kannst Du entkommen – Nessie kriegt Dich überall

  1. Bernhard sagt:

    Midges zu hunderten in den topf geworfen soll auch ein nährstoffreiches süppchen geben. Aber was macht ihr? Ihr flüchtet und „genießt“ erneut nudel, naja wenigstens aus dem ausguß – für die besondere shottische note.

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