Von Shakespeare und Christine

Heute ist mal etwas Kultur angesagt. Wir sind nicht weit von Stradford On Avon und da war doch was – warum stand dieser Ort in unserem Englischbuch in der Schule? Ach ja, dort steht Shakespeares Geburtshaus, das kann man sich ja mal ansehen.

_DSC6424Parkplatz im Ort ist leicht gefunden, Gisela lernt dass unser Wohnmobil keine Coach ist und so stehen wir kurz darauf direkt neben dem Cricket-Platz. Vorbei am Butterfly-Park (der nicht nur so heißt sondern auch die Beobachtung dieser Tierchen erlaubt) geht es in einen hübschen Ort, bei dem sich unsere Landesgartenschau einige Beispiele holen könnte, wie eine Stadt für Besucher nett aussehen kann.

_DSC6436Per Handy und unserem Freund Google ist der Weg leicht gefunden. Auch das Haus ist leicht zu erkennen – da hat seit Shakespeare niemand mehr etwas dran gemacht. Eigentlich hätten wir auch erwartet, dass es alleine durch die davor versammelten Japaner und sonstigen Touries sofort erkennbar sein sollte. Aber weit gefehlt: die große Attraktion für die Touristen steht auf der anderen Straßenseite: Nutcrackers Christmas Shop verkündet, dass es nur noch 130 Tage bis Weihnachten sind und lockt mit Christbaum und Tannenschmuck.

Nachdem Gisela und Sven den weihnachtlichen Verlockungen entkommen sind (nicht ohne den Verlockungen erlegen zu sein) und auch Shakespeares Gift Shop ausgiebig erkundet wurde, gibt es noch ein Eis. Selbstverständlich nur für die Überlebenden der schottischen Eiscreme vor 2 Jahren: Saskia und ich genießen Mint-Schocolade-Chips-Icecream, Sven und Lotta bekommen nichts – bis zum rettenden schottischen Whisty ist es noch zu weit.

Der Weg führt uns dann weiter nach Carlisle – so zumindest der Plan. Aber die Staus auf den britischen Autobahnen machen uns einen Strich durch die Rechnung. Wir brauchen über zwei Stunden für 100 km.  Um keine Zeit zu verlieren benutzt Saskia die Toilette während der Fahrt – wir stehen gerade mal wieder. Kaum ist sie im Räumchen verschwunden geht es aber weiter – und ausnahmsweise auch mal nicht stockend sondern full speed – den Toilettenrekord mit 80km/h hält nun Saksia. Es hilft aber nichts, wir wir doch vor Calisle von der Autobahn runter und einen Stellplatz suchen, in Carlisle werden wir erst nach 18:00 Uhr ankommen und dann sind die Plätze alle schon zu. Saskia schaut im ADAC-Campingführer nach und findet darin einen Platz bei Chorley – aber was auch immer der ADAC da gefunden haben mag, einen Campingplatz gibt es hier nicht. Also mal wieder Freund Google bemüht. Der kennt in der Nähe drei Plätze. Erst unterwegs verrate ich Gisela, dass die alle nur für bis zu 5 Camper gleichzeitig geeignet sind.

In der Horrobin Lane in Anderton/Chorley soll einer dieser Plätze sein. Unser Navi schickt uns von der Hauptstraße nach rechts in die Horrobin Lane und am Zaun hängt auch ein altes verwittertes Schild Rothwells Farm Camping. Also abbiegen… die Straße ist schmal, sieht etwas heruntergekommen aus und führt und schließlich … zu einem verschlossenen Gittertor ohne jede Wendemöglichkeit. Das Haus könnte in jedem Horrofilm eine Hauptrolle spielen. Wir müssen rückwärts den halben Weg zurück, dort kann Gisela wenden. Aus der Farm kommt noch eine Frau -wir werden nie erfahren ob sie nur neugierig war oder ob sie das Tor öffnen und uns willkommen heißen wollte – und ob wir da je wieder heil weggekommen wären.

Also die gleiche Straße in die andere Richtung fahren. Dort soll der zweite der Campingplätze sein. Home Farm Certified Site steht auf dem Schild. Und wirklich, da ist ein Platz. Er wird auch für ungefähr 5 Camper reichen. Eine U-förmige Straße und viel nasse Wiese – Gisela hat Angst: da kommen wir nie wieder weg, wenn wir erst mal auf der Wiese stehen. Ich ziehe los und will fragen, ob es noch andere Plätze gibt. Auf dem Weg kommen mir zwei Pferde und ein Mann entgegen. Ich frage und erfahre, dass ich zur Farm gehen und dort nach Christine fragen soll. Kurz darauf kommt eine Frau mit zwei Hunden – ist das Christine? Nein, wieder erfahre ich, dass ich zur Farm gehen soll. Dort zum Wohnhaus und dort endlich würde ich Christine finden.

Das Haus hat einen Vorbau und in dem gibt es tatsächlich ein Schild „Reception“. Ungefähr 5cm lang und 2 cm hoch. In der Reception gibt es einen Tisch und darauf ein Gästebuch. Sonst nichts. Christine ist nicht da. Ich öffne die Tür, trete ein und rufe, aber Christine hört mich nicht – nur der Hund bellt und ich schließe die Tür schnell wieder von außen.

Was nun? ich klopfe noch mal, rufe erneut und dann erscheint sie: Christine steht vor mir, zieht ihre Gummihandschuhe aus und meint, man müsse manchmal ein wenig warten, sie hab_DSC6455e gerade die Kuh gemolken. Nach einigen Verhandlungen und nachdem Christine weiß, dass wir nicht unbedingt Strom brauchen (dann hätte sie leider nichts für uns) werden wir uns einig. Sie zeigt mir, wo wir stehen können (einfach mitten auf der U-förmigen Straße, damit wir nicht auf die Wiese müssen), weist auf das grüne Sanitärgebäude hin (nicht das Dixie sondern etwas weiter links aber nur wenig größer) und macht uns einen Sonderpreis: 10 Pfund, weil wir keinen Strom brauchen und nur eine Nacht bleiben.

_DSC6468Also stellen wir uns zwischen die beiden Jaguar auf den Luxuscamping und ziehen mit unseren Hunden los. Saskia ist glücklich, bleibt im Wohnmobil mit Pferdeblick und wir nehmen den „public footway“, müssen aber kapitulieren, als der schließlich mitten über die Kuhweide führt und uns das Schild warnt, dass wir die Hunde an der Leine führen sollen, „but let go if chased by cattle“. Also zurück, über die Brücke und dort auf der anderen Seite zum Tearoom & Bar. Vorsichtig schaue ich nach rechts und links und überquere die Straße – und habe kaum drei Schritte gemacht da schießen bergab um die Kurve rund 15 Radfahrer heran. Keiner hat mehr als 10cm Abstand zum nächsten und keiner ist langsamer als 70km/h.  Immerhin fahren alle brav links und ich bin ja schon auf der anderen Fahrbahn. Wir kommen heil aneinander vorbei und mir entgeht das Motiv des Massensturzes.

Etwas weiter rech_DSC6483ts soll es noch ein Castle gaben. Wir wollen nur nachsehen, ob der Weg oberhalb der Kurve beginnt und dann morgen früh mit den Hunden dort hin. Hinter der Kurve gibt es einen Weg – wir wollen nur rasch nachsehen, ob der auch weiterführt oder nur bis zur Schule. Hinter der Schule geht der Weg weiter, wir wollen nur rasch nachsehen, ob er nur bis zum Parkplatz führt oder weiter.

Schließlich sind wir fast zwei Stunden unterwegs, haben das Castle nicht gefunden, sind 5 mal Hunden ausgewichen und haben einen Mordshunger. Und nach dem Essen folgt wie immer der Abwasch im Sanitärgebäude. Dort gibt es eine (in Zahlen 1) Toilette, eine (in Zahlen 1) Dusche und einen Raum mit Spülbecken und Kühlschrank. Im Geschirrschrank wohnt der Siff – neben einigen sicherlich auch vorhandenen Tierchen, die aber in dem Moment nicht sichtbar waren und sich glücklicherweise wohl gerade mal auf einem Ausflug befanden. Im einem gerade noch als Wasserkocher erkennbaren Gerät wird kochendheißes Wasser bereitet und alles, was etwas aus dem Raum berührt hat wird sorgfältig desinfiziert. Selbst der zum Abwaschen als Schüssel benutzte Kochtopf wird außen nochmals mit heißem Wasser abgebrüht. Auf einen Blick in den Kühlschrank konnte Gisela nicht verzichten – es gab Bier, Ketchup und Joghurt, ins Eisfach schauen wir morgen.

 

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Scotland 2014 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Für die Registrierung bitte folgende Rechenaufgabe lösen: *