Auf unbekannten Wegen

Nach 2 Tagen ohne Blog geht’s jetzt etwas weiter. Wir haben viel erlebt und unsere Foto-Sammlung ist inzwischen auf rund 5.000 Bilder angewachsen. Wir haben unbekanntes Terrain erreicht, und die vom letzten Schottland-Urlaub bekannten Gegenden hinter uns gelassen.
Ein typisches Touristenziel müssen wir noch mitnehmen: das Glenfinnan-Viadukt, bekannt aus Harry Potter. Leider fährt der Zug hier nur zweimal am Tag und nicht zu der Zeit, die wir hier sind. Noch ein kurzer Stop an Neptunes Staircase, einer Schleusenanlage mit sieben Stationen, geht es weiter Richtung Skye.
Nach Glen Coe fahren wir nun durch das – laut Internet – zweitschönste Tal Schottlands, das Glen Shiel. Wir könnten uns nicht entscheiden, welches Tal schöner ist. Glen Coe hat eine eher wilde und rauhe Schönheit, Glen Shield ist das Auenland. P1040564Bäche rauschen über Stromschnellen durch grüne, teils heidebewachsene Wiesen und die Sonne taucht alles für uns in ein warmes Licht. Am Ende des Tals finden wir einen Campingplatz „Shielbridge Caravan Park Campsite“, etwas versteckt und nur durch ein Schild an der Tankstelle erkennbar. Sollen wir hier bleiben? Wir könnten zum Eilean Donan Castle fahren und die Burg im Sonnenuntergang und bei Beleuchtung fotografieren, dann werden wir aber keinen Stellplatz mehr finden. Oder wir bleiben hier, fahren morgen zum Castle und nehmen die Nachtszenen auf dem Rückweg mit. Schließlich entscheiden wir uns für’s Bleiben und bereuen es nicht. Der Platz ist sauberer als es die Tanke und der Kassenraum erwarten ließen und schon beim Aussteigen aus dem Wohnmobil hören wir einen Wasserfall rauschen. Also Kameras geschnappt und los geht’s.
_DSC7286 _DSC7231Der Wasserfall ist schnell gefunden, aber es ist nicht der Einzige. Den ganzen Bachlauf entlang folgt eine Stromschnelle auf die Nächste, und erst als Sven und ich vor Millionen von Mitches fliehen müssen verlassen wir den Bachlauf und steigen auf den angrenzenden kleinen Berg. Wir wollen nur um die nächste Ecke schauen – das kennt man ja schon…
Da jeder eine nächste Ecke hat und wir einige kleinere Kurven nicht als nächste Ecke gelten lassen, stehen wir schließlich doch auf dem höchsten per Weg erreichbaren Punkt und haben einen weiten Blick über Loch Duich. Wir glauben sogar am anderen Ende Eilean Donan Castle sehen zu können – dummerweise bin ich aber nur mit der Kamera und dem kleinen Objektiv losgezogen, wir wollten ja nur zum Wasserfall und da wollte ich kein Tele mitnehmen. Wir versuchen es trotzdem, aber mit 55mm Brennweite über eine Distanz von 8km ist das aussichtslos. Im vergrößerten Bild sehen wir einen dunklen Fleck mit zwei turmartigen Stellen, das könnte das Castle sein. So kehren wir mit vielen Wasserbildern nach fast 2 Stunden von unserem kurzen Ausflug zum Wasserfall zurück und verbringen den Abend mit Kochen, Essen und stundenlangem Bilder-Übertragen und Panoramen sortieren.
Am nächsten Morgen führt Gisela und mich der Weg in den kleinen Ort, Shiel Bridge. Es sind nur ein paar Häuser am Straßenrand und außer dem Campingplatz gibt es hier noch ein Pony-Trekking-Center. Wir hatten gestern schon auf unserem Weg Pferdeäpfel gesehen und uns vorgestellt, wie die Pferde die steilen rutschigen Wege hinauf oder herunter kommen – sicher nichts für Reitanfänger.
Ich muss nun aber doch noch mal mit Tele auf den Berg, dann bin ich der Einzige der ein Foto von Eilean Donan Castle von hier aus hat! So motiviert fällt der Weg leicht, es sind nur ein paar hundert Meter und schließlich stehe ich oben, fotografiere über Loch Duich und kontrolliere das Ergebnis. Ja, ich habe das gestern entdeckte Gebilde mit den Türmchen erwischt! Es ist ein Tannenwald mit zwei Hohen Tannen an der Seite. Vom Castle weit und breit nichts zu sehen. Später sehe ich auf dem Bild eine Wand, die zu einem Castle gehören könnte, der Rest des Gebäudes ist aber hinter Bäumen verborgen und nicht zu sehen. Aber einen Versuch war es wert.
Dann endlich Frühstück und Start zum Castle. Dort angekommen sehen wir, dass hier im Gegensatz zu Drumnadrochit am Loch Ness alles so ist wie erwartet: IMG_2438Massen von Touristen (mindestens die Hälfte Japaner) stürmen die Burg. Die Brücke ist nie menschenleer, es wechselt zwischen 2-3 Familien und 2 Busladungen. Ähnlich ist es mit dem Bag-Piper vor dem Castle. Entweder wird er gerade von einem Touri für ein Foto in den Arm genommen oder es stehen drei neben ihm oder es wird Geld in seinen Koffer geworfen – für ein Bild ohne störendes Beiwerk muss man die Zehntelsekunde erwischen, in der er gerade mal alleine zu sehen ist.
Auch wir folgen dem Touri-Ritual: Toiletten, Shop, Eintrittskarten, Burgbesichtigung, Toiletten. Es entstehen alleine hier fast 400 Bilder. IMG_2424_DSC7505Die Burg sieht aber auch aus jeder Perspektive anders aus und wir fahren auch extra noch zu einem Viewpoint auf dem angrenzenden Berg, um auch einen Blick von oben zu bekommen.
Schließlich müssen wir aber doch weiter, wir brauchen ja noch einen Campingplatz. Nach kurzem Zwischenstop in Kyle of Lochalsh mit Fish&Chips kommen wir schließlich auf Skye an. Nach wenigen Kilometern finden wir einen Campingplatz mit einer tollen Sicht auf den „Inner Sound“ – dort wollen wir gleich mit den Hunden hin. Der Camping ist nochmal Farm-Camping und wieder ganz anders: es gibt ein Sanitärgebäude mit einer Toilette und einem Toiletten-Dusch-Raum (ebenfalls je einmal darin vorhanden). Neben dem Haus steht ein Schuppen mit einer weiteren Toilette und einer Dusche. Duschen kostet je nach gewünschter Zeit zwischen 20pc (2 Min) und 1 LBS (10 Min). Dazu kommt die Zeit, die man benötigt, um im Automaten den Schlitz für die Münzen zu finden. P1040690Bei der Dusche im Schuppen hat Gisela einige Mühe, schließlich aber der Geistesblitz; das ist ja wie beim Kaugummiautomat: Flügelschraube drehen, Schlitz wird sichtbar, Geld rein, weiterdrehen, geht!
Direkt gegenüber des Platzes geht eine Straße zur Bucht. Wir nehmen den Weg und stehen vor einem Tor und einem Viehgitter. Am Tor steht eine Warnung „beware of the bull“. Ach was, weit und breit kein Rind zu sehen, also weiter. Wir kommen nur bis zur ersten etwas kleinen Anhöhe, dann stehen sie vor uns: friedlich grasende Rinder mit einem mächtigen Bullen. Wir machen kehrt und suchen einen anderen Weg zur Bucht, leider erfolglos.
Jetzt sitze ich hier und schreibe diesen Text, Gisela uns Saskia gehen mit den Hunden und treffen Sven. Super Begrüßung am frühen Morgen: „Hier ist Maras K-Beutel, da oben steht ein Mülleimer, da kannst Du ihn reinwerfen“. Inzwischen sind alle wieder da, die Brötchen sind im „Backofen“.

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