Nach einer langen und ereignisreichen Anfahrt kommen wir heute endlich an der Fähre nach Lolland an. Im Gegensatz zur Einreise nach Great Britain geht hier alles sehr einfach und schnell. An die Kasse fahren, bezahlen, in der angegebenen Warteschlange anstellen und nach kurzer Wartezeit sind wir auf der Fähre.
Die Hunde dürfen mit an Deck, bei der Fahrt Calais-Dover mussten sie im Wohnmobil bleiben. Wir wundern uns noch über die Raucher, die müssen eine Gesundheit haben wie ein Elefant. Alle im Duty-Free-Shop erworbenen Zigaretten müssen noch an Bord geraucht werden. Bei 45 Minuten Fahrt und 10 Minuten vor Öffnung bleibt dafür nur etwas mehr als eine halbe Stunde. Wir sind uns nicht ganz einige, ob eine Schachtel oder eine Stange „frei“ ist, sind aber alle froh, dass wir Nichtraucher sind und bezweifeln, dass man eine Stange Zigaretten in einer halben Stunde überleben kann.
Kurz nach der Ankunft erreichen wir einen fast runden Km-Stand: 255.555 ist unsere Romana schon gefahren, wenn auch den allergrößten Teil ohne uns. Auf Lolland fahren wir in den äußersten Westen. Dort gibt es eine Landzunge am Nakskov-Fjord mit einem ewig langen Strand. Die Rezeption am Campingplatz ist außerhalb der Saison (ja, hier in Dänemark ist jetzt Nachsaison) nur noch stundenweise besetzt. Wir laden die Fahrräder ab, schließen
den Strom an, erkunden die nähere Umgebung und bringen so die halbe Stunde Wartezeit gut herum. Dann starten wir mit den Fahrrädern… aber halt, erst noch mal im Pool schwimmen gehen, haben wir ja mit bezahlt. Dann start
en wir mit den Fahrrädern… aber halt, erst mal Essen kochen, nach dem Schwimmen haben wir ja Hunger. Dann starten wir mit den Fahrrädern… ja, diesmal wirklich. Mara bekommt einen ganz speziellen Hundekorb, Lotta darf laufen. Ja, DARF. Sie freut sich und kann es kaum erwarten. Noch mehr freut sie sich, als wir unterwegs einen Foto-Stop machen und dort das Wasser so flach ist, dass Sie darin herum toben kann.
Ich nutze die Zeit für ein paar Aufnahmen mit Spiegelungen im nahezu unbewegten Wasser. Mara wundert sich darüber, dass die Boote sich ein wenig bewegen, beide Hunde genießen die Zeit mit Sonne, Wasser und ganz ohne Leinen.
Nach fast einer Stunde fahren wir erst wieder zurück. Inzwischen sind auch ein paar Mücken da. Gut dass wir schon gegessen haben und nun etwas dicker gekleidet und vor allem vollständiger eingepackt vor dem Wohnmobil sitzen. Gisela ist das aber nicht genug. Einfallsreich wie immer erfindet sie eine neue Mücken-Abwehr-Strategie. Etwas Latschenkiefer-Einreibung in eine Kerze geträufelt müsste doch helfen. Ja, das stimmt, aber anders als erwartet. Die Mücken fliehen nicht vor dem Duft sondern werden von der Stichflamme gnadenlos verbrannt. Immerhin überleben Kerzenglas und Wohnmobil das zum Flammenwerfer mutierte Tischfeuerwerk.
Mit einem kleinen Zwischenstop mit Kaffee-Trinken zu Hannahs Geburtstag in Nakskov fahren wir weiter nach Kragenaes. Unterwegs sehen wir noch zwei Wegweiser und fahren noch mal kurz ab:
– Konges Svends Hoj entpuppt sich als über 5.000 Jahre altes Hühnengrab. Der Verschluss-Stein wurde entfernt und man kann in das alte Gang-Grab hinein. Mara und Sven erkunden die Gänge genauer, dem Rest genügt ein Blick von außen.
– Ravnsborg ist eine alte Grafen-Burg, von der nur noch der ehemalige Burghügel übrig ist. Im Mittelalter herrschte hier ein Graf bis hinunter nach Plön.
Schließlich kommen wir in Kragenaes an und überlegen, wie es nun weitergehen soll. Es ist kurz vor 17 Uhr, in wenigen Minuten fährt die Fähre nach Fejø. Fahren wir mit oder bleiben wir heute hier am Hafen? Sven ist wie immer alles recht, Saskia kann sich auch nicht entscheiden und so entscheiden wir, dass wir erst mal nichts entscheiden und heute Abend hier bleiben. Morgen können wir dann immer noch nach Fejø über setzen.
Wir reserviren einen Platz mit Sicht auf den Hafen (kostet 20kr extra) und genießen die Aussicht, den Spaziergang um den Hafen und die vielen Spinnen, die sich schließlich im Dunklen am Wohnmobil sammeln. Alle außer mir flüchten nach drinnen, ob ich noch jemals wieder ins Wohnmobil darf, ohne Ganzkörper-Visitation und Spinnendetektor, weiß ich jetzt noch nicht. Aber ich mache hier mal Schluss und versuche mein Glück…
Wie war nochmal der Wechselkurs? Ach so, wegen der Spinnen war das so günstig…