Treppen!

Wie geplant (Plan… war da nicht was… ach egal) fahren wir gleich früh zu den Klippen. Moment mal, da ist eine Abfahrt, die haben wir gestern nicht gesehen. Nyord, eine kleine Insel direkt am Ulveshalen. Dort – so erfahren wir später- gibt es den schönsten Ort Dänemarks. Das sehen wir auch so und so genießen wir hier blaues Meer, blauen Himmel, idyllische Sträßchen. Aber war da nicht noch was? Plan, ähh…Ach ja, der Plan. Also nichts wie los zu den Klippen, die wir heute ja mal mit Sonne sehen möchten. Von Nyord geht es also auf kürzestem weg zu den Klippen. Halb eins sind wir da und machen uns sofort an den Abstieg. Wie viele Stufen sind das noch? Ach egal, wir zählen später beim Aufstieg. Unterwegs immer wieder mal ein Halt für ein Foto. Aber eigentlich wollen wir nur möglichst schnell zum Strand. Das Wetter ist heute etwas durchwachsen. Es ziehen immer wieder Wolken durch. Wir nutzen das zum Standortwechsel. Im Wolkenschatten schnell zum nächsten Fotopunkt, dann auf die Wolkenlücken warten und los gehts.

Kameratechnisch sind wir gut bestückt: Saskia, Sven und ich mit guten Digitalknipsen, Gisela mit der Spiegelreflex. Ich behaupte mal, dass von hier unten die Kameraqualität sicherlich auch etwas ausmacht, bei den sehr guten Lichtverhältnissen und für ein Format von maximal DIN A4 wird aber die richtige Wahl von Standort, Bildausschnitt, Blende und Belichtungszeit mehr ausmachen, als die höhere Bildqualität der Spiegelreflex-Kamera. Hier im Blog erst mal nur Bilder meiner Digitalknipse und die auch noch fürs Hochladen verkleinert, die richtig guten Bilder gibt es dann zu Hause auf der Leinwand, z.B. beim Gartenfest.

Die Felsen sind bei richtiger Beleuchtung mehr als beeindruckend. Wir sind gerade noch rechtzeitig angekommen, bevor die Sonne schon wieder zu hoch steht. Wären wir NUR zum Fotografieren hier, wären wir schon früh um 9 oder 10 Uhr hier gewesen und den ganzen Tag geblieben. Dann könnte man je nach Sonnenstand wechselnde Spiele von Licht und Schatten auf den Klippen perfekt im Bild festhalten. Aber wir machen ja Urlaub und nehmen die Foto-Session nur nebenbei wahr. Die ebenfalls geplante Fahrt mit dem Boot an den Klippen entlang (Pläne, was ist das schon…) ist leider ausgefallen. Das Boot ist zu klein und der Seegang durch den starken Wind der letzten Tage zu stark – die nächste Fahrt kann frühestens am Mittwoch stattfinden, wenn der Wind bis dahin deutlich nachlässt.

Im heutigen Plan zwangsweise enthalten ist nach der Fotosession auch der Aufstieg zurück zum Wohnmobil. Wir zählen und markieren mit der vom Strand mitgenommenen Kreide jede 10te Stufe. Am oberen Ende angekommen notieren wir 490 Stufen. Mit Lotta dabei hätte ich wohl jede der 5 unterwegs vorhandenen Plattformen für eine Ruhepause nutzen müssen. So aber, mit Zählen und aufschreiben, kommt uns allen der Aufstieg bei Weitem nicht so lang vor wie gestern, da hatten wir die selbe Strecke ja schon einmal bewältigt.

Von den Klippen führt uns der Plan (ja, trotz allem planen wir noch immer) zum Liselund Slot. Erbaut 1793 von Antoine Bosc de la Calmette für seine Lisa. Hier soll es einen sehr schönen Schlosspark geben und laut unserer Karte auch weitere Kalkklippen, die vom Strand aus sicher nochmals gute Fotomotive abgeben. Besonders reizvoll ist die Sicht auf das Schloss über den davor liegenden Teich, in dem sich das Schloss bei gutem Licht spiegelt. Plan: die Postkartenbilder die wir bisher gesehen haben können wir mit unseren Bildern leicht übertreffen. Realität: Gutes Licht haben wir, aber die Spiegelung entfällt heute. Der Teich ist voller Entengrütze und Algen, bestimmt von den Fotografen der Postkarten-Motive hier im Teich gezüchtet um spätere bessere Bilder zu verhindern. Also weiter zum Strand um weitere Klippenfotos zu machen.

Der Weg dorthin entpuppt sich als eine Folge von Treppen und Wegen und Treppen und Treppen. Damit uns der Weg nicht zu langweilig wird, hat man die Treppen wohl extra etwas baufällig gestaltet. Teils fehlt mal eine Stufe, bei einem etwas längeren Schritt habe ich das Geländer komplett in der Hand, teils sind Geländer auch nur an einer Seite angeschraubt, die andere Seite war wohl richtig geplant aber während der Bauarbeiten ist entweder das Geländer geschrumpft oder die Treppe länger geworden, jedenfalls reichte es nicht mehr bis zum nächsten Pfosten. Aber der Abstieg lohnt sich. Unten gibt es einen Kiesstrand mit alten abgestorbenen Baumstämmen und eine sehr gute Sicht auf… nichts als Meer und Kiesstrand und alles auch noch im Schatten. Keine Klippen, keine Segelboote, kein Fotomotiv. Enttäuscht steigen wir die Treppen wieder hinauf und vergessen sogar das Zählen. Es sind keine 490 Stufen, aber mehr als 250 sind es ganz sicher und gefühlt sind es mindestens 1.000.

Und schon wieder ein Plan: Ismeierj stand auf einem Schild am Straßenrand und wir sind dort seit gestern schon dreimal vorbeigefahren. Heute wollen wir mal dort hin. Wo war das bloß? Wir wissen die Straße, von der aus das Schild die Abzweigung angibt, aber nicht genau, bei welcher Entfernung von Stege es ist. Wir kommen von Liselund Slot aus mitten auf der Strecke zwischen den Klippen und Stege heraus. Die Abfahrt müsste in Richtung Stege liegen. Wir finden sie tatsächlich, freuen uns dass der Plan gelungen ist und sind alle schon gespannt auf das Møn-Is. Aber auch hier Enttäuschung: die Ismeierj hat nur an Wochenenden und Feiertagen für das Publikum geöffnet. Hätten wir das gewusst, wären wir gestern (Sonntag) hin gefahren. Aber so ist das mit unseren Plänen.

Inzwischen ist es halb sechs, wir müssen noch einkaufen und einen Campingplatz suchen. Einkauf geht ganz einfach: in  Stege finden wir direkt nebeneinander einen Aldi und einen SuperBrugsen. Grillsachen gibt es im SuperBrugsen nach gefühlten 2 Stunden Wartezeit an der Leergutannahme. Die beiden Deutschen vor uns machen vermutlich in einer Auswanderer-Soap mit: auswandern nach Dänemark und als einziger Geldverdienst das Sammeln von Leergut. Als wir ankommen belegen sie schon beide Leergutautomaten, der eine streikt dann erst mal wegen Überfüllung, der andere zeigt gerade 190kr Rückgeld an und es stehen noch zwei volle Müllsäcke Leergut an, einen weiteren mit Dosen hat man nach dem Streik des einen Automaten wieder ins Auto gebracht. Der überfüllte Automat ist dann aber wieder frei und wir werden unsere Flaschen los. Nach dem Einkauf im SuperBrugsen noch kurz zu Aldi, wir brauchen nur ein Feuerzeug und die findet man dort immer an der Kasse während wir im SuperBrugsen vergeblich den ganzen Laden abgesucht haben.

Der Campingführer kennt einen Platz bei Stege, Falcksvej 5. Eingabe ins Navi,… der liegt mitten in der Stadt – das kann nicht sein. Wir haben nur 5 Minuten Weg dorthin, also schauen wir einfach nach. Tatsächlich gibt es dort einen Campingplatz. Es ist der preisgünstigste bisher, Internet ist kostenlos vorhanden, Hunde kosten auch nichts und im neuen Sanitärgebäude gibt es saubere Duschen – was will man mehr. Nach längerem Smalltalk in der Rezeption wird gegrillt und es folgt ein langer Abendspaziergang mit den Hunden. Erst will ich die Kamera im Wohnmobil lassen, aber dann denke ich an die wenigen Male, wo ich es schon so gemacht habe und mich jedes mal geärgert habe, weil ich schöne Motive verpasst habe. Also doch die Kamera mitgenommen und das ist gut so. Nur etwa 200m vom Campingplatz entfernt kommen wir an die Ostsee und haben hier ein tolles Farbenspiel. So klingt der Abend mit Portwein und Blog-Tippen aus.

Am nächsten Morgen ist das Licht wieder völlig anders,  die Motive von gestern ergeben ein ganz neues Bild.

Nach einer ungestörten Nacht (der Campingplatz hat keinen Gockel-Weckdienst) ist beim Tippen der Blog-Fortsetzung erst mal der ganze schon geschriebene Artikel weg. Unterwegs im WoMo neu geschrieben und neu hochgeladen, Übertragungsrate auf dem „Familiecamping Falster“ liegt bei ca. 5 Byte Pro Minute, Übertragung läuft während des Abendessens…